Rentenperspektiven 2026
Wie werden sich die Zinssätze, die Inflation und die Kreditmärkte im Jahr 2026 entwickeln? Welche Risiken und Chancen sollten Anleger im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere in Betracht ziehen? Svein Aage Aanes, Leiter des Bereichs Festverzinsliche Wertpapiere bei DNB Asset Management, teilt seine Einschätzung zu globalen Zinsen, Inflation, Kreditrisiken und der einzigartigen Position der nordischen Anleihemärkte.

Einführung:
Wie werden sich Zinsen, Inflation und Kreditmärkte im Jahr 2026 entwickeln? Welche Risiken und Chancen sollten Investoren im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere in Betracht ziehen? Svein Aage Aanes, Leiter der Festzinsverwaltung, teilt seine Sicht auf die globalen Zinsen, die Inflation, das Kreditrisiko und die einzigartige Position der nordischen Anleihemärkte.
Globale Zinsausblicke: Stabilität trotz Divergenz
Wie ist Ihre grundlegende Einschätzung der Zinsentwicklung bis 2026? Sollen wir mit einer langen Phase höherer Zinsen rechnen, oder mit einem schnelleren als erwarteten Rückgang der wichtigen Leitzinsen?
Im Laufe des Jahres 2025 haben die Zentralbanken die Zinsen gesenkt, aber das Timing war unterschiedlich. Die EZB und die Riksbank haben ihre Zinssenkungen hauptsächlich in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen, während die Fed und die Norges Bank später begonnen haben und sich immer noch in einem Senkungszyklus befinden. Wir erwarten keine weiteren Zinsänderungen von der EZB und der Riksbank im Jahr 2026. Die Norges Bank nähert sich wahrscheinlich dem Ende ihres Zyklus, mit 1-2 erwarteten Senkungen, die erste möglicherweise im nächsten Sommer. Insgesamt werden die Maßnahmen der Zentralbanken in Europa im Jahr 2026 wahrscheinlich ereignislos sein.
Die USA präsentieren ein anderes Bild, mit Zollregimen, die sowohl der Inflation als auch dem Wachstum Unsicherheit hinzufügen. Anzeichen für einen sich abschwächenden Arbeitsmarkt existieren neben hartnäckiger Inflation. Die Marktbewertung deutet auf fast 1 % kumulierte Zinssenkungen bis Dezember 2026 hin, aber die Risiken sind zweigeteilt: geringere Senkungen, wenn das Wachstum anhält und die Inflation hoch bleibt, oder tiefere Senkungen, wenn die Wirtschaft stagniert. Dies könnte zu Volatilität bei den US-Zinsen führen, auch wenn es möglicherweise die europäischen Anleihezinsen nicht stark beeinflusst. Im Jahr 2025 war die Volatilität der europäischen Zinsen historisch niedrig, und wir erwarten, dass die EUR-, SEK- und NOK-Zinsen im Jahr 2026 relativ stabil bleiben.
Inflationsweg: Zurück zum Ziel—aber nicht überall
Erwarten Sie, dass die Inflation im Jahr 2025/26 zu "normalisierten" Niveaus um 2 % zurückkehrt, oder ist ein strukturell höheres Inflationsregime realistischer?
Das Inflationsbild variiert. In der Eurozone und Schweden ist die Inflation weitgehend zu den Zielvorgaben zurückgekehrt, mit Erwartungen für 2026 auf oder unter diesen Zielen. In den USA und Norwegen bleibt die Inflation bei etwa 3 %, mit nur marginalen Rückgängen, die im nächsten Jahr erwartet werden. Beide werden voraussichtlich im Jahr 2027 näher an den Zielvorgaben liegen.
Geopolitische Auswirkungen: Risikoaufschläge und Marktresilienz
Wie stark beeinflussen geopolitische Unsicherheiten—wie Energiepolitik, finanzielle Ungleichgewichte oder Handelskonflikte—die Risikoaufschläge auf den globalen Anleihemärkten?
Das Jahr 2025 war geprägt von intensiven geopolitischen und politischen Nachrichten: anhaltender Krieg in der Ukraine, instabile amerikanische Zollregime und politischer Druck auf die US-Notenbank. Trotzdem haben sich die Märkte gut verhalten, abgesehen von einem anfänglichen Verkauf rund um den Befreiungstag im April. Die Zinsvolatilität war niedrig, und die Kreditspreads blieben eng. Mit einem Wachstum, das weiterhin ausreichend ist, starken Haushalts- und Unternehmensbilanzen und Zentralbanken, die nicht straffen, könnte das Jahr 2026 ein weiteres anständiges Jahr für Kreditinvestitionen werden, auch wenn die Preisgestaltung eine Sorge bleibt.
Duration-Strategie: Neutrale Positionierung in einem Niedrigvolatilitätsumfeld
Welche Duration-Position halten Sie für die kommenden zwei Jahre für angemessen?
Wir halten eine neutrale Duration-Position aufrecht. Die Volatilität der Anleihezinsen wird voraussichtlich gedämpft bleiben, insbesondere in Europa und dem Norden. Taktische Long/Short-Positionen können je nach Zinsbewegungen eingenommen werden, aber wir erwarten keine großen Änderungen von den aktuellen Renditeniveaus.
Kreditrisikomanagement: Navigation durch steigende Refinanzierungskosten
Wie gehen Sie mit Kreditrisiken in einem Umfeld um, in dem die Refinanzierungskosten steigen und die Ausfallraten bis 2025/26 steigen könnten?
Die Kreditspreads sind etwas teuer, was an einem anständigen Wirtschaftswachstum, starken Bilanzen und niedrigeren Zinsen liegt. Allerdings hat eine starke Spreadkompression einige Marktsektoren—wie nachrangige Schulden—ziemlich teuer gemacht, was Vorsicht erfordert. Die größte Auswirkung steigender Refinanzierungskosten auf die Ausfallraten scheint hinter uns zu liegen. Die Zinserhöhungen von 2022/2023 führten zu höheren Ausfällen im nordischen High Yield Ende 2023 und 2024, insbesondere im Immobiliensektor und bei hoch verschuldeten Unternehmen. Als die Zinsen gesenkt wurden und die Unternehmen sich angepasst haben, zeigten die Ausfälle im Jahr 2025 einen abwärts gerichteten Trend mit anständigen Rücklaufquoten. Wir erwarten, dass die Ausfälle im kommenden Jahr weiterhin sinken werden.
Nordische Kreditmärkte: Stabilität und Gelegenheit
Nordische Unternehmens- und Pfandbriefe gelten oft als besonders stabil. Was macht sie für globale Investoren im heutigen Umfeld attraktiv?
Die Aussichten für die nordischen Kreditmärkte sind positiv. Investment-Grade-Spreads sind eng, insbesondere in höheren Beta-Segmenten (nachrangige Schulden, senior non-preferred, Teile der Immobilien), aber für große Sektoren wie Senior-Finanzierungen, lokale Behörden, Pfandbriefe und Versorgungsunternehmen liegen die Spreads nahe den langfristigen Medianen. Wir erwarten keine weiteren Straffungen, sehen jedoch eine gute Aussicht für rollierende IG-Kredite in den nächsten 6–12 Monaten.
Im nordischen High Yield haben sich die Spreads im Jahr 2025 um etwa 70 Basispunkte ausgeweitet, hauptsächlich aufgrund hoher Neuemissionen. Dies hat die Attraktivität des nordischen High Yield im Vergleich zu amerikanischen und europäischen Märkten erhöht. Mit Ausfallraten, die voraussichtlich im Jahr 2026 weiter sinken werden, bietet das nordische High Yield einen vielversprechenden Ausgangspunkt für das kommende Jahr.
Fazit:
Svein Aage Aanes erwartet ein Jahr mit relativer Stabilität auf den europäischen Märkten für festverzinsliche Wertpapiere, mit moderaten Risiken und Chancen für taktische Positionierungen. Während geopolitische Unsicherheiten bestehen bleiben, deuten widerstandsfähige Kreditmärkte und verbesserte Ausfallraten—insbesondere im Norden—darauf hin, dass Investoren, die wachsam und selektiv bleiben, im Jahr 2026 Wert finden können.