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Anne Fauchet

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Blog-Redaktion: Ein schwieriges Jahr für Investoren geht zu Ende. Was könnte 2023 bringen?


Judith: Wir gehen davon aus, dass am Aktienmarkt noch einige ruppige Phasen vor uns liegen. Bislang war der Aktien­abschwung in erster Linie auf eine Kombi­nation von verschiedenen Multiplikato­ren zurückzuführen, da die Inflation hö­her als erwartet war und die Zentralbanken die Zinsen aggressiv angehoben ha­ben. Die nächste Abwärtsbewegung könn­te durch niedrigere Gewinnschätzungen aufgrund schwächerer Umsatzerlöse und einer Margenkompression ausgelöst wer­den. Wann die Talsohle erreicht sein wird, lässt sich noch nicht feststellen. Fazit: Es wird wohl ungemütlicher werden, Anleger sollten sich darauf einstellen.

Blog-Redaktion: Bei welchen Sektoren sieht die DNB gute Chancen?


Judith: Wenn der Markt die Talsohle er­reicht hat, sollten prozyklische Sektoren gut abschneiden. Hier haben wir Neben­werte im Blick, nachdem sie in den letzten zwölf Monaten eine Rekord­ Underperfor­ mance erzielt haben. Darüber hinaus sollten auch zyklische Konsumgüter profitieren, da die Inflation zurückgeht. Auch dieser Sektor hat 2022 sehr schlecht abgeschnit­ ten. Das Gleiche gilt für Wachstumswerte, bei denen ein erheblicher Teil der erwarte­ ten Gewinne in der Zukunft liegt und die aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber höheren Zinssätzen stark unter Druck geraten sind. Bei den Wachstumswerten würden wir den Tech­ und Erneuerbare­ Energie­Sektor hervorheben, der immer noch von einem starken strukturellen Rücken­ wind profitiert. Die erheblichen Rück­schläge der Bigtech­Aktien oder der grünen „Pure Plays“ haben wir bereits zum selek­tiven Einstieg genutzt. Zuguterletzt, auch wenn es für manche vielleicht schon abgedroschen erscheinen mag, stimmt die ,Nordic Story’ noch immer. Sie steht für Stabilität, die gerade im Zuge der Corona-Pandemie unter Beweis gestellt wurde.“ Wobei Norwegen und Schweden die wichtigsten Wirtschaftsräume im hohen Norden darstellen. Letzt genanntes Land ging während der Covid-Krise einen Sonderweg und verzichtete auf breit angelegte Lockdowns, was die Wirtschaft unterstützte. Norwegen verfügt wiederum über massig Erdöl und Gas, das erweist sich in der gegenwärtigen Krise natürlich als Trumpf. Wem die nordische Story interessiert, könnte den „DNB Fund Nordic Small Cap“ unter die Lupe nehmen. Große Positionen sind hier z.B. THQ Nordic, Bayn Group und Toadman Interactive.

Blog-Redaktion: Einige sehen ein Come- back der Anleihen. Was denken Sie?

Judith: Wir sind davon überzeugt, dass Anlei­hen in den nächsten sechs bis zwölf Mona­ten ein Comeback erleben werden. Wichtig für die Märkte ist die Gewissheit, den Höhe­punkt des Zinserhöhungszyklus der Zentral­banken abschätzen zu können. Dieser Zyklus wird allerdings, da die Zinsänderungen mit einer beträchtlichen Verzögerung auf die Wirt­schaft wirken, zwischenzeitliche Verschnauf­pausen einlegen, um die Entwicklungen in den jeweiligen Volkswirtschaften zu be­werten. Die Märkte in Europa einschließ­lich Norwegen sollten die zukünftigen Zins­schritte zum größten Teil eingepreist haben. Es könnte sogar sein, dass die altbekannte negative Korrelation zwischen Anleihen­ und Aktienrenditen wiederauflebt.

Blog-Redaktion: Wie ist die Branche in Sachen ESG vorangekommen?
Judith: Auf regulatorischer Seite hat sich 2022 mit der Offenlegungsverordnung und MiFID II einiges getan. Das größte Problem, vor dem die Branche steht, sind nach wie vor die Unternehmensdaten, die es nicht in ausreichender Menge und Güte gibt, die lückenhaft sind oder die sich zum Teil widersprechen. Auch die Vergleich­barkeit ist nicht gegeben. Die Klassifizie­rung in Artikel sechs, acht und neun war ein erster Versuch – mit Luft nach oben. Eine weitere wichtige Diskussion bleibt, ob Unternehmen mit einem schlechten CO2-Fußabdruck – aber überprüfbarem Transformationsplan hin zu Erneuerbarer Energie oder mit gar positiven Scope­4­ Daten – aus den nachhaltigen Portfolios ausgeschlossen werden sollten.

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