Höhere Erwartungen und Anforderungen
Die Regulierungsmaschinerie der EU läuft weiter, und es war ein arbeitsreiches Jahr für verantwortungsvolle Investitionen. Es gibt eine rasante Entwicklung bei nachhaltigen Finanzen, aber gleichzeitig sehen wir einen klaren Bedarf an Daten. In einigen Bereichen, wie z. B. bei den nicht börsennotierten norwegischen Anleiheemittenten, müssen wir einen großen Teil der Arbeit selbst übernehmen, weil sie von externen Datenanbietern nicht abgedeckt wird. Das erfolgt bei DNB über Fragebögen, durch den wichtiger Input ermittelt wird. Dies ist sowohl für die Unternehmen als auch für die Investoren enorm wichtig, auch wenn es aufwendig ist.
Angesichts der schwierigen Daten-Lage hat DNB Asset Management vor drei Jahren ein ESG-Lab eingerichtet, eine Plattform, in der Nachhaltigkeitsdaten zentral gesammelt und aufbereitet werden. So werden beispielweise alle Aktivitäten und Kontakte, die DNB mit den Unternehmen hat, im ESG-Lab erfasst. Der Aufbau des ESG-Lab hilft, weiterhin die Integration von ESG-Kriterien in unseren Anlageentscheidungen zu verbessern.
Das DNB ESG-Team besteht aus sechs Personen, dass primär an vier wichtigen ESG-Instrumenten arbeitet:
- Festlegung von Standards: DNB Asset Management formuliert und veröffentlicht Erwartungsdokumente, die beschreiben, was in einer Reihe von Bereichen für die beste Praxis gehalten wird. Darüber hinaus beteiligt sich das Team an Investorenkooperationen und Arbeitsgruppen.
- Aktive Beteiligung: Die Erwartungsdokumente dienen als Rahmen für die aktive Beteiligung, deren Ziel es ist, das Verhalten der Portfoliounternehmen im besten Interesse ihrer Aktionäre zu überwachen.
- Ausschlüsse: Schwerwiegende Verstöße gegen Normen und Regeln können zum Beispiel zum Ausschluss führen. Diese Ausschlüsse gelten für alle Fonds der DNB, einschließlich Indexfonds.
- ESG-Grundsätze: Systematische Anwendung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Grundsätzen bei Investitionsanalysen und -entscheidungen.
Anti-ESG-Bewegung in den USA
Europa ist durch die EU in vielerlei Hinsicht weltweit führend, wenn es um ESG geht, und die Kunden werden sich in Zukunft mehr Fragen über ihre Beziehung zu verantwortungsvollem Management stellen müssen. Regional gibt es Unterschiede bei den verschiedenen Betrachtungsweisen über verantwortliches Investieren zwischen Europa und den USA. Aktuell hat sich Europa in der Nachhaltigkeits-Entwicklung vor die USA geschoben. In Asien folgt man dem Nachhaltigkeitstrend mit einigem Zeitverzug hinter Europa.
In den USA wurde die stärkere Einbindung der Aktionäre zwar allgemein begrüßt, stieß aber auch auf Widerstand. Verschiedene US-Bundesstaaten kritisieren immer wieder die Zurückhaltung der Finanzinstitute bei Investitionen in Unternehmen, die im Bereich fossiler Brennstoffe tätig sind. Dies hat einige US-Vermögensverwalter dazu veranlasst, das Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 aufzugeben. Solche Boykotte sind in Europa noch nicht zu sehen. Es gibt zwar auch in Europa Meinungsverschiedenheiten, aber die beziehen sich eher auf einzelne Aspekte als auf die generelle Betrachtung von Nachhaltigkeits-Risiken. DNB klammert beispielsweise den Energiesektor nicht generell aus, obwohl die Unternehmen hier oft noch einen schlechten CO2-Fußabdruck haben. Wir halten mehr davon, uns mit diesen Unternehmen zusammenzusetzen und sie bei der Transformation zu unterstützen. Statt Exklusion fährt DNB also einen Active-Ownership-Ansatz. Zwar nutzen wir den Ausschluss auch als Mittel zur Verringerung inakzeptabler Risiken, doch je mehr Unternehmen wir ausschließen, desto größer wird der Tracking Error zu unserer Benchmark und unser Einfluss auf die Unternehmen nimmt ab, was wiederum unseren Investoren Sorgen bereiten würde.
Es wird jedoch erwartet, dass das Wachstum nachhaltiger Anlagemöglichkeiten anhält, und PWC geht davon aus, dass der Anteil nachhaltiger Fonds in nur fünf Jahren 22 Prozent des weltweit investierten Vermögens erreichen wird. Der amerikanische Inflation Reduction Act ist ein historisches Engagement für Energie und die Anpassung an den Klimawandel. Von dem insgesamt 740 Milliarden Dollar schweren Gesamtpaket fließen allein 369 Milliarden Dollar in saubere Energien und die grüne Transformation der Wirtschaft. Das ambitionierte Ziel: Im Vergleich zum Jahr 2005 soll die Emission von Treibhausgasen um rund 40 Prozent sinken. Das Subventionspaket bewirkt einen massiven Schub für grüne Sektoren, die EU muss hier nachlegen.
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